Dienstag, 2. Dezember 2008

Karambolage Resto

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Nach einer kleinen Sinnkrise wurde ich inzwischen von Fans dieses Blogs ermutigt, auf jeden Fall weiterzumachen und auch keine Angst vor einem Mischmasch an Themen zu haben ("Das interessiert uns immer alles", jaja, Danke, ihr Lieben). Solange mir Paris noch in Erinnerung ist, kommen daher hier ein paar Eindrücke aus dem französischen Alltagsleben à la "Karambolage" , eine meiner Lieblingssendungen auf arte. Diesmal: Beobachtungen aus Restaurants.


Das Bestellen
Wenn man in Frankreich abends mit Freunden in ein richtiges Restaurant (nicht: Pizzeria, Café etc.) geht, bestellt man immer Vor- und Hauptspeise. Sich winden und sagen: "Heute schaffe ich aber wirklich nur einen Salat" oder "Ich glaube, der Fisch als Hauptgang genügt mir" geht gar nicht. Zum einen sind die Hauptgerichte nicht wie in Deutschland reichlich mit Beilagen garniert, so daß sie entsprechend sattmachen. Die Rolle der Beilage übernimmt die Vorspeise. Zum anderen, und das ist wichtiger, unterbricht man mit einer solchen reduzierten Bestellung das Gruppengefühl, die Gemeinsamkeit des Essens. Wenn die Runde vor ihren Entrées sitzt während man selbst nur Baguette aufs weiße Tischtuch bröckelt, verdirbt man den anderen den Spaß.
Was also tun, wenn man wirklich nicht mehr kann, der Magen abends nicht soviel verträgt, oder die Furcht vor Fettleibigkeit den Appetit verdirbt? Die Antwort meiner französischen Tischnachbarn ist eindeutig: Entweder gar nicht erst ins Restaurant gehen oder aber wie die anderen bestellen und dann nur wenig von jedem Gang essen. Einfach die Hälfte auf dem Teller liegen lassen. Nun denkt ein Deutscher sofort: Das kostet dann aber unnütz Geld! Was mich zum nächsten wichtigen Punkt bringt:

Das Bezahlen
Als Gruppe vom Ober Einzelabrechnungen zu fordern, wie in Deutschland üblich, ist in Frankreich undenkbar. Die Rechnungssumme wird durch die Anzahl der Esser geteilt, gerundet und dann legt entweder jeder entsprechend Bargeld auf den Zahlteller, oder man zückt seine Kreditkarte, zahlt für alle (und nimmt sich dann die Scheine der anderen) oder nur für den gerundeten Teilbetrag - das ist akzeptiert. Man will der Bedienung nicht zuviel Arbeit machen und vor allem will man nicht als geizig oder kleinkrämersich dastehen. Daher macht es auch gar keinen Sinn, aus Sparsamkeitsgründen nur einen Gang zu bestellen - am Ende ist man doch mit dran.

Das Trinkgeld
Alle Beteiligten passen auf, daß auch noch ein Trinkgeld liegen bleibt. Für die Höhe gilt dasselbe wie in Deutschland. Völlig unbekannt (auch in Bars und Cafés) ist aber das in Deutschland übliche Aufrunden beim Bezahlen: "Geben sie mir 5 Euro zurück" oder "Machen sie 18 Euro" um der Bedienung das Trinkgeld zukommen zu lassen und lästiges Kramen nach kleinen Münzen zu ersparen. Ich bin in Frankreich mit dieser Masche jedesmal auf völlige Verständnislosigkeit gestoßen. Man wartet auf jeden Fall, bis man das Wechselgeld in Euro und Cent exakt zurückbekommen hat (Kleinkrämerei? Die Arbeit erleichtern?), dann läßt man das Trinkgeld beim Weggehen auf dem Tisch oder dem Zahlteller liegen (Großzügigkeit!).


Ob diese Themen schon einmal bei "Karambolage" behandelt wurden? Ich kenne leider längst nicht alle Folgen. Das zehnminütige Magazin läuft immer Sonntags um 20 Uhr auf arte. Allein die zum Teil genialen Animationen sind das Anschauen wert. (Einzelne Sendungen sind auch im Internet zu sehen: Hier.)


Some reflections about French behaviour in French restaurants: Allways take an entrée and a main course, do split the bill evenly between you and pay as a group, leave the tip on the table. (Not all of this is obvious to Germans).
There is a great series on arte-tv about life in Germany and France: "Karambolage".

Freitag, 28. November 2008

Ein bißchen Paris


Brasserie Terminus Nord

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Musée Carnavalet

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Théâtre du Gymnase-Marie Bell


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Salon de Thé Angelina

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Mitgebracht: Zwei Bücher der wunderbaren, unglaublichen Léa Stansal, die sich ihr eigenes Universum häkelt, näht und stickt. Und dieses japanische Patchwork/Quiltbuch, das ich im Internet schon so oft betrachtet habe und nun endlich in Händen halte.


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A few pictures from Paris, where I found amazing Craftbooks as well. Two are of the french textile artist Léa Stansal, the other one is a japanese book I have wanted to have for a long time.

Dienstag, 18. November 2008

Steal with pride

Hier in Berlin findet man entlang der Kantstraße viele chinesische Importgeschäfte, die Möbel und Kunsthandwerk aus China anbieten, zu unglaublich günstigen Preisen. Es gibt auch Bilder, handgemalt in Öl auf Leinwand, wie zum Beispiel diese hier, von 28 Euro auf 9 Euro heruntergesetzt.


Wer ein großes Bild im Mao-Stil möchte wird ebenfalls für unter hundert Euro fündig. Und gerade von 68 auf 38 Euro runtergesetzt : Bilder à la Yue Minjun. Die grinsenden Figuren dieses zeitgenössischen chinesischen Künstlers sind ja inzwischen weltbekannt und offenbar auch hier gefragt.

In diesem Spiegel-Artikel und bei chinamaler.de werden die Hintergründe erläutert. Das Kopieren von Bildern ist in China ein eigener Industriezweig, im Künstlerdorf Dafen zum Beispiel malen "Fliessbandarbeiter" ohne akademische Ausbildung bis zu tausendmal dasselbe Motiv. Jeder Maler hat eine Farbe und geht damit von Bild zu Bild. Er verdient im Monat vielleicht hundert Euro, pro Kopie manchmal nicht mehr als umgerechnet 30 Cent. Auch für Absolventen von Kunsthochschulen sind solche Malzentren wichtig, sie malen dort aber weniger Bilder und verdienen bis zu tausend Euro im Monat. (Das Ganze noch einmal aus der Sicht eines Künstlers in Dafen bei der Berliner Zeitung. Und viele Fotos aus Dafen in diesem Blog).

Empörung ist hier aus chinesischer Sicht fehl am Platze. Im Gegenteil, der Kopierte sollte stolz sein, als Vorbild zu gelten. Zitat aus diesem Interview: "Den Begriff «geistiges Eigentum» gibt es in der chinesischen Sprache nicht. Der Chinese ist Kollektivist und kann nicht verstehen, dass eine Idee einer privaten Person gehören soll. Wissen ist Kollektivgut und soll dazu dienen, die Gesellschaft insgesamt voranzubringen". Das erinnert mich an den Slogan "Steal with pride", nach dem auch in der hiesigen Wirtschaft gern verfahren wird, wie mir ein Banker berichtete. Ich fand es befremdlich.

Kaum ist dieser Blogpost fertig, finde ich beim Berliner Maler Edward B. Gordon, daß auch er nun schon als Chinakopie angeboten wird - unglaublich, so eine rasante Entwicklung.


Paintings from China for a few Euro - there is a whole industry, e.g. in Dafen village, speed-painting for customers in the whole world.

Donnerstag, 13. November 2008

Geschafft

Zwei Nächte Tüftelei und mein erstes selbstgenähtes Portemonnaie ist fertig. Es ist mir noch zu beulig und hat keine Naht, die nicht mindestens einmal wieder aufgetrennt wurde, aber der erste Alltagstest sieht ganz vielversprechend aus.

Materialien: Wachstuch, beschichteter Stoff (zwei Tischdecken mußten dran glauben, beide von Toile du Soleil), Reißverschluß eines alten Winterstiefels, Druckknopf. Innen gibt es mehrere Fächer für Geldscheine, Karten und Papiere, ein Reisepaß paßt auch hinein. Das Münzfach könnte noch ein bißchen besser einsehbar sein, weitere Tüfteleien stehen also an.

Wegen dieses und anderer Projekte war ich dann zu unserem ersten runden Hochzeitstag ziemlich übernächtigt. Ich hatte eigentlich gedacht, wir würden uns auf den Weg in ein trendiges Mitte-Restaurant machen, aber dann wurde meinem Gatten dies hier empfohlen. (Ja, so habe ich auch geguckt).
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Im Ergebnis haben wir in nächster Nähe zum Grauen Tauentzien/Joachimsthaler Straße in einem völlig authentischen Restaurant mit Gründerzeit-Deko tadellos gut gegessen. Wir hätten genauso in einem Landsitz auf der schottischen Hochebene zu Gast sein können. Der Charme, ja das Kuriose vieler westberliner Institutionen besteht gerade darin, daß sie die letzten fünfzig Jahre noch atmen. Viel spannender als irgendein cooler Hinterhofgeheimtip.




After two sleepless nights of thinking, trying, sewing and resewing I now have a prototype of a wallet with a cash compartement. The third night we went to a restaurant in a very ugly shopping district in the heart of Berlin-West. The restaurant was not the slightest bit "Cool Berlin" but much more authentic.

Mittwoch, 12. November 2008

Immer wieder Karussells

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Acryl auf Karton auf Holz, 30 x 16 cm

Samstag, 8. November 2008

Zum 9. November

"Das Geheimnis der Erlösung ist Erinnerung". Dieses Wort bleibt für mich der einzige Halt an Tagen wie diesen, an denen die Gedanken nicht vor den Schrecknissen der deutschen Geschichte flüchten können.


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Erinnern, erinnern, nicht vergessen. Zum Beispiel die vielen jüdischen Malerinnen, die umgebracht wurden oder flüchten mußten, deren Werke zum großen Teil verschollen sind. Da ist es schon ein Glück, wenn wenigstens noch Fotos vorhanden sind, so wie hier vom Atelier Käthe Loewenthals. Von ihrer Atelierwand habe ich ein Bild abgemalt, gegen das Vergessen, im Gedenken an all die verlorenen Leben und Werke.

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Today 70 years ago the holocaust in Germany started. Against forgetting I painted a lost work of the jewish painter Käthe Loewenthal who died during the holocaust.

Donnerstag, 6. November 2008

Monatsprojekt II








Hier kommen nun Beispiele der Karten, die ich bisher erhalten habe! Endlich darf ich, mit Erlaubnis, auch einmal anderes zeigen und muß nicht in meinem eigenen Saft schmoren. Meine Projektpartnerin, Britta Kathmeyer, ist Profi, und das sieht man, finde ich. Auch wenn es sich hier nur um tägliche Übungen handelt, hat sie doch ihre ganz eigende Handschrift und einen sicheren Stil.




Ihr Konzept für das Projekt: Mit einem weichen Bleistift, einem dicken Pinsel und Wandfarben (Farbreste aus ihrer Wohnung) arbeiten, das Motiv ist frei wählbar. Die Mittel sollen extra gross und grob im Verhältnis zum kleinen Papierformat sein.





Es geht vor allem um den Kontrast stumpf/glänzend, die unterschiedlichen Texturen und Oberflächen.




Das alles läßt sich natürlich im Computer nicht darstellen, noch nicht einmal die Farben sind annähernd wiederzugeben.

Britta hat daher recht, wenn sie der ganzen virtuellen Welt skeptisch gegenüber bleibt. Fühlen, riechen, die Aura eines echten Gegenstandes erleben, das geht nicht über Blog und Email, das geht nur über den Briefträger.

Menschenbilder sprechen mich immer an.






Die letzten Karten, die im Briefkasten lagen, sind solche gezeichneten Pflanzenschatten. Es gefällt mir sehr, daß mit den Farben nun nicht nur ein Stück aus Brittas Wohnung bei mir ist, sondern auch Momentaufnahmen aus ihrer Umgebung den Weg über den Atlantik gefunden haben.


These are examples of the postcard-size daily excersises my friend and project-partner Britta Kathmeyer sent me so far. Her concept: Soft pencil, large brush and leftover wall paint, any motiv. The computer cannot show the beautiful texture and contrasts. Once again real world wins.