Mittwoch, 31. Dezember 2008

Alles Gute!

Unser bester Kartenwunsch zum Fest (aus Belgien) lautete:

"Een zinvol 2009"

Dem kann ich mich nur anschließen.

All the best for the next year! Bonne Année!

Montag, 29. Dezember 2008

Gute Vorsätze


Einen großen Quilt will ich machen, aus Stoffen unserer Familien, einen Erinnerungsquilt. In diesem Bereich habe ich so wunderbare Werke gesehen. Besonders die Crazy Quilts haben es mir angetan, aber das ist so ein weites Feld. Weiter als bis zu diesem Puppenquilt habe ich es bisher nicht geschafft.


Und dann will ich auch weiter Puppen machen. Die Biegepüppchen haben übrigens über die Polly Pockets da oben gesiegt, wer hätte das gedacht. (Gearbeitet nach dem Buch "Biegepüppchen selbst gemacht", kann ich sehr empfehlen).


Vielleicht gerate ich ohnehin wieder in eine Miniaturenphase. Seltsam, daß sich die Welt der Miniaturenmacher und der Craft-Kreativen kaum kreuzen. (Streichholzschachtelhaus nach Anna-Carin Betzén, natürlich nur ein schwacher Abklatsch, und auch schon ziemlich kaputt).


Das Miniaturenmachen, das ist auch ein ganz ganz weites Feld, aber wenn ich schon mal dabei bin: Auf Seiten wie http://www.puppenhausmuseum.de/ kann ich mich gar nicht sattsehen. Und von dort darf ich auch Bilder benutzen:


(Das Regal hätte ich gern in groß)



Plans for next year: A Memory quilt, more dolls, more miniatures.

Nützliches

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Hartnäckige Erkältung: Diese Kleenexbox schleppe ich immer mit mir herum. Furoshiki sei Dank ist sie ansehlich und tragbar. Und so geht es:









Die Tücher hierfür sind etwas 50 x 50 cm groß.

Im neuen Jahr will ich es mit dem Blog etwas langsamer angehen, aber bis dahin kann ich noch ein paar Sachen einstellen, die sich hier angesammelt haben.


Donnerstag, 18. Dezember 2008

Arbeitsstörung

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"Arbeitsstörung:
Eine Arbeitsstörung liegt vor, wenn Sie alles daran setzen, sich von der eigentlichen Arbeit abzulenken."

Hier liegen mindestens zehn halbfertige Weihnachtsgeschenke, inzwischen ist mir ist noch eine Idee für ein elftes Geschenk gekommen. Es soll ein Brustbeutel in Form eines Katzenkopfes sein, und zwar unserem Kater möglichst ähnlich. Monsieur will sich aber nicht portraitieren lassen.

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Also suche ich im Internet nach "cat pouch" um mich zu inspirieren. Ich finde diesen Blog mit einem genialen Katzenkopf, der einen Fisch verschlingt. Ich lese dort ein bißchen weiter und finde Anleitungen für ein Furoshiki Patchwork Tuch, genau passend zu meinen Versuchen, Stoffstücke so zusammen zu nähen, daß die Nähte von beiden Seiten schön aussehen. (Für Spezialisten: Es braucht Kappnähte, englisch "french seam"). Und in dem Blog ist auch noch alles mit der Hand genäht!
Bei mir nicht:

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Dann erinnert mich in dem Blog ein anderer Eintrag daran, daß man aus alten Zeitschriften und dem ganzen Werbemüll wunderbare Tüten falten kann, ich muß es gleich mal wieder probieren. (Na, bei den Tüten auf dem Foto habe ich nicht Werbemüll verwertet, sondern einige der tollen Foto-Seiten aus dem Magazin "Chrismon").


Zusätzlich finde ich noch einen Eintrag übers Löcherstopfen, der mich entzückt. Habe ich doch oben im Schrank eine alte Kinderhose, die ich nur deshalb nicht weggeben kann, weil ich das Loch im Knie so nett gestopft hatte. In dem Blog heißt es zu dem Thema:

After we closed holes, they seem more important for us


Das ist eine so schöne Weisheit. All das hätte ich nicht gefunden, wenn ich keine Arbeitsstörung hätte. Und nach solchen Exkursionen weiß ich auch wieder, warum ich von Blogs weiterhin begeistert bin.


Instead of finishing christmas presents I keep finding blogs that interest me.

Donnerstag, 11. Dezember 2008

Schöne Bescherung

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Von den Nähbegeisterten weiß ich, daß sie jetzt abends vor ihren Maschinen sitzen und mit roten Wangen Weihnachtsgeschenke fertigstellen. Dies scheint mir der richtige Zeitpunkt, über

DAS SCHENKEN VON SELBSTGEMACHTEM

zu schreiben, was ich schon lange mal schreiben wollte.

An die Schenker:
Stundenlang habt ihr Duftkissen genäht, Marmelade gerührt, Plätzchen gebacken, Täschchen bestickt und Schals gestrickt. Ihr habt euch ausgemalt, wie sich die Beschenkten freuen werden. Ihr habt eure Liebe in die Produktion gegeben, seid stolz auf das Ergebnis, euer Herz hüpft ein bißchen vor Freude. Und dann, dann wird eure Arbeit entgegengenommen, es wird vielleicht gedankt aber nicht weiter kommentiert, das Werk verschwindet alsbald in einer Schublade. Ihr seid enttäuscht, etwas verpufft, eine Leere tut sich auf.

An die Beschenkten:
Ihr haßt gefilzte Topflappen, gehäkelte Babyjäckchen (diese Farbe! Unmöglich! Und auch noch aus Acrylgarn...), Schmuck aus Fimo, den beinharten Christstollen der Kollegin, Quittenmarmelade. Und nun müßt ihr auch noch Begeisterung heucheln. Könnt die stolzen Augen der Macherin nicht enttäuschen. Was soll ich bloß damit, denkt ihr. All diese Arbeit, ganz umsonst.

An die Schenker:
Denkt trotz aller Begeisterung vorher zweimal nach, ob ihr den Geschmack des Beschenkten trefft. Kleidung, Einrichtung, Lebensstil - paßt das zum eigenen Werk? Können die Beschenkten es wirklich gebrauchen? Oft vernebelt einem der überschießende kreative Prozeß in dieser Beziehung das Gehirn. (Ich finde das so toll, das muß doch jeder andere auch so toll finden). Wissen die Beschenkten, wieviel Arbeit die Herstellung gemacht hat? Wissen sie die Mühe zu würdigen? Besser sollte man seine Werke nur an diejenigen verschenken, die schon einmal laut und ausdrücklich und glaubwürdig ihr Bewundern geäußert haben, besser noch: "Kann ich dir das Abkaufen?" gefragt haben.

An die Beschenkten:
Egal wie wenig ihr mit dem Geschenk anfangen könnt, denkt an die Liebe, die hineingesteckt wurde. Es ist wirklich so, daß man, wenn man für jemanden etwas herstellt, die ganze Zeit diese Person im Kopf hat! Es ist im Grunde eine über tausende von Strickmaschen, Nadelstichen, Pinselstrichen, Handgriffen dauernde Liebeserklärung. Nehmt das Ding, das ihr in Händen haltet, als Symbol dieser Zuneigung und versucht, dafür zu danken.

Außerdem kann man das Ganze auch mit Humor nehmen, so wie die Mutter dieses von der Urgroßmutter bestrickten Babies.

So, nun kehre ich an die Nähmaschine zurück und arbeite an meinen Gaben. Natürlich in der Hoffnung, keine Fehlgriffe zu tun. Und wenn doch: Ich war jedenfalls mit Begeisterung bei der Sache.


The weeks before christmas are always a busy time for crafters, because they try to make the presents themselves. Giving selfmade gifts is however a tricky thing, because not everyone is fond of such presents. Better think twice if the receiving part will really like and appreciate the work. And for the recipient: Think about all the love that has been put into the present, even if you do not really like what has been given to you.

Mittwoch, 10. Dezember 2008

Karambolage - Mots

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Wörter, die sich schwer übersetzen lassen, Ausdrücke, für die eine Sprache Bedarf hat, eine andere aber nicht, sind eine spannende Sache. Französische Wörter, für die es im Deutschen keine direkte Entsprechung gibt, habe ich noch nicht so viele gefunden. Zu meinem vorherigen Blogeintrag paßt der Ausdruck "border le lit", die Bettdecke mit dem Laken fest um den Schläfer herum in die Matratze stopfen. Dann gibt es in meiner kleinen Sammlung noch:
Se defenestrer = sich umbringen, indem man sich aus dem Fenster stürzt. Vielleicht gibt es ein spezielles Verb auf Französisch, weil in der Bartholomäusnacht in Paris Tausende von Hugenotten auch durch Stürze aus den Fenstern den Tod fanden? So wurde es mir einmal erklärt.
Cul de jatte = ein Mensch ohne Beine, der auf einem Rollbrett sitzt und sich mit den Armen fortbewegt...
piocher = beim Kartenspiel eine Karte vom Stapel ziehen (wörtlich: hacken, aufhacken), la pioche ist der Stapel beim Kartenspiel
Mehr habe ich noch nicht, aber die Richtung ist doch schon ganz interessant. Natürlich gibt es noch Unmengen an umgangssprachlichen Wortschöpfungen und Wortspielen, aber die meine ich hier nicht.
Umgekehrt ist es für mich leichter: Deutsche Wörter, die keine französische Entsprechung haben, kenne ich viele. Klassiker sind ja Heimat, Gemütlichkeit, Sehnsucht, etc. Immer mal wieder frage ich Franzosen nach dem "Außenseiter" in einer Schulklasse oder Gruppe, für den es kein französisches Wort gibt. Kennen Frankreichs Schulen keine Außenseiter? Je nach Loyalität zum Land fällt die Antwort aus: Es gibt sie nicht, oder: weil nicht sein kann was aber nicht sein darf, gibt es sie nicht, ergo kein Wort nötig.

Über solche Dinge könnte ich noch ewig sinnieren, aber nun will ich es bei dieser französisch-deutschen Trilogie zunächst belassen und zu meinen anderen Blogthemen zurückkehren.

(Fotos: Auch noch aus Paris, aber nicht aus der St. Bartholomäusnacht)

Reflections about words that do not exist in other languages, here: French and German.

Samstag, 6. Dezember 2008

Karambolage - Au Lit

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Ein weiterer Klassiker in deutsch-französischen Beziehungen ist die französische Art, ein Bett zu machen: Laken und Wolldecke, fest unter die Matratze geklemmt. Ich nenne es das Taschenbett, weil man darin wie in einer engen Tasche liegt. Das Phänomen hat Karambolage vor einigen Monaten bis ins Detail erklärt, hier nachzulesen. Für Deutsche ein Gräuel, weil sie sich in Folge ihres Bewegungsdrangs im Laufe der Nacht meist unter der kratzigen Wolldecke wiederfinden und das Laken als Knäuel auf den Boden oder in den Fußbereich verschwunden ist.

Meine Theorie dazu war immer, daß Franzosen dieses Gefühl der Enge, des Gefangenseins brauchen, um durch die Nacht zu kommen. Für sie ist es Geborgenheit. Sie wollen sich gar nicht bewegen können. Dazu paßt auch, daß sie statt eines Kissens mit einem Traversin zufrieden sind. Diese dicke Nackenrolle ist nur bei möglichst regloser Rückenlage ansatzweise erträglich. Man liegt im Taschenbett mit gestütztem Hinterkopf ein bißchen wie aufgebahrt im Sarg, und dazu gehört noch die gruftartige Verdunklung: Für Franzosen muß es zum Schlafen im Zimmer stockduster sein, alle Fensterläden, Rollos und Vorhänge müssen fest verschlossen sein, kein Lichtschimmer darf ins Zimmer dringen. Ich habe schon so manche Nacht in der Hotelbadewanne verbracht, weil ich nur dort mein Buch zu Ende lesen durfte. Und ich bin, wie ich weiß, auch nicht die einzige, die in Hotelzimmern zuerst das Taschenbett auseinanderreißt, das Traversin wegschiebt und sich Kopfkissen aus Handtüchern und Kleidungsstücken bastelt.

Nun habe ich noch ein bißchen recherchiert und gemerkt, daß es solche Reflexionen natürlich schon längst und viel besser gibt: Von Michael Rutschky, hier und hier bei Karambolage. Die Nackenrolle als Landzunge, auf der man sich liebende Blicke zuwerfen kann, sehr schön. (Nur am Rande: Sind daher diese Plastikunterlagen auf den Matratzen auch so ein französisches Phänomen?)

Um ehrlich zu sein, ist das Taschenbett auch in Frankreich auf dem Rückzug und macht der Bettdecke mit Bezug immer mehr Platz. Über die Grenzen hinweg gleichen sich die Lebenswelten an, was ist schon noch "typisch". Irgendwann werde ich das Taschenbett noch vermissen.


Another reflection about French habits, this time relating to bedding and sleeping.

Dienstag, 2. Dezember 2008

Karambolage Resto

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Nach einer kleinen Sinnkrise wurde ich inzwischen von Fans dieses Blogs ermutigt, auf jeden Fall weiterzumachen und auch keine Angst vor einem Mischmasch an Themen zu haben ("Das interessiert uns immer alles", jaja, Danke, ihr Lieben). Solange mir Paris noch in Erinnerung ist, kommen daher hier ein paar Eindrücke aus dem französischen Alltagsleben à la "Karambolage" , eine meiner Lieblingssendungen auf arte. Diesmal: Beobachtungen aus Restaurants.


Das Bestellen
Wenn man in Frankreich abends mit Freunden in ein richtiges Restaurant (nicht: Pizzeria, Café etc.) geht, bestellt man immer Vor- und Hauptspeise. Sich winden und sagen: "Heute schaffe ich aber wirklich nur einen Salat" oder "Ich glaube, der Fisch als Hauptgang genügt mir" geht gar nicht. Zum einen sind die Hauptgerichte nicht wie in Deutschland reichlich mit Beilagen garniert, so daß sie entsprechend sattmachen. Die Rolle der Beilage übernimmt die Vorspeise. Zum anderen, und das ist wichtiger, unterbricht man mit einer solchen reduzierten Bestellung das Gruppengefühl, die Gemeinsamkeit des Essens. Wenn die Runde vor ihren Entrées sitzt während man selbst nur Baguette aufs weiße Tischtuch bröckelt, verdirbt man den anderen den Spaß.
Was also tun, wenn man wirklich nicht mehr kann, der Magen abends nicht soviel verträgt, oder die Furcht vor Fettleibigkeit den Appetit verdirbt? Die Antwort meiner französischen Tischnachbarn ist eindeutig: Entweder gar nicht erst ins Restaurant gehen oder aber wie die anderen bestellen und dann nur wenig von jedem Gang essen. Einfach die Hälfte auf dem Teller liegen lassen. Nun denkt ein Deutscher sofort: Das kostet dann aber unnütz Geld! Was mich zum nächsten wichtigen Punkt bringt:

Das Bezahlen
Als Gruppe vom Ober Einzelabrechnungen zu fordern, wie in Deutschland üblich, ist in Frankreich undenkbar. Die Rechnungssumme wird durch die Anzahl der Esser geteilt, gerundet und dann legt entweder jeder entsprechend Bargeld auf den Zahlteller, oder man zückt seine Kreditkarte, zahlt für alle (und nimmt sich dann die Scheine der anderen) oder nur für den gerundeten Teilbetrag - das ist akzeptiert. Man will der Bedienung nicht zuviel Arbeit machen und vor allem will man nicht als geizig oder kleinkrämersich dastehen. Daher macht es auch gar keinen Sinn, aus Sparsamkeitsgründen nur einen Gang zu bestellen - am Ende ist man doch mit dran.

Das Trinkgeld
Alle Beteiligten passen auf, daß auch noch ein Trinkgeld liegen bleibt. Für die Höhe gilt dasselbe wie in Deutschland. Völlig unbekannt (auch in Bars und Cafés) ist aber das in Deutschland übliche Aufrunden beim Bezahlen: "Geben sie mir 5 Euro zurück" oder "Machen sie 18 Euro" um der Bedienung das Trinkgeld zukommen zu lassen und lästiges Kramen nach kleinen Münzen zu ersparen. Ich bin in Frankreich mit dieser Masche jedesmal auf völlige Verständnislosigkeit gestoßen. Man wartet auf jeden Fall, bis man das Wechselgeld in Euro und Cent exakt zurückbekommen hat (Kleinkrämerei? Die Arbeit erleichtern?), dann läßt man das Trinkgeld beim Weggehen auf dem Tisch oder dem Zahlteller liegen (Großzügigkeit!).


Ob diese Themen schon einmal bei "Karambolage" behandelt wurden? Ich kenne leider längst nicht alle Folgen. Das zehnminütige Magazin läuft immer Sonntags um 20 Uhr auf arte. Allein die zum Teil genialen Animationen sind das Anschauen wert. (Einzelne Sendungen sind auch im Internet zu sehen: Hier.)


Some reflections about French behaviour in French restaurants: Allways take an entrée and a main course, do split the bill evenly between you and pay as a group, leave the tip on the table. (Not all of this is obvious to Germans).
There is a great series on arte-tv about life in Germany and France: "Karambolage".

Freitag, 28. November 2008

Ein bißchen Paris


Brasserie Terminus Nord

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Musée Carnavalet

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Théâtre du Gymnase-Marie Bell


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Salon de Thé Angelina

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Mitgebracht: Zwei Bücher der wunderbaren, unglaublichen Léa Stansal, die sich ihr eigenes Universum häkelt, näht und stickt. Und dieses japanische Patchwork/Quiltbuch, das ich im Internet schon so oft betrachtet habe und nun endlich in Händen halte.


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A few pictures from Paris, where I found amazing Craftbooks as well. Two are of the french textile artist Léa Stansal, the other one is a japanese book I have wanted to have for a long time.

Dienstag, 18. November 2008

Steal with pride

Hier in Berlin findet man entlang der Kantstraße viele chinesische Importgeschäfte, die Möbel und Kunsthandwerk aus China anbieten, zu unglaublich günstigen Preisen. Es gibt auch Bilder, handgemalt in Öl auf Leinwand, wie zum Beispiel diese hier, von 28 Euro auf 9 Euro heruntergesetzt.


Wer ein großes Bild im Mao-Stil möchte wird ebenfalls für unter hundert Euro fündig. Und gerade von 68 auf 38 Euro runtergesetzt : Bilder à la Yue Minjun. Die grinsenden Figuren dieses zeitgenössischen chinesischen Künstlers sind ja inzwischen weltbekannt und offenbar auch hier gefragt.

In diesem Spiegel-Artikel und bei chinamaler.de werden die Hintergründe erläutert. Das Kopieren von Bildern ist in China ein eigener Industriezweig, im Künstlerdorf Dafen zum Beispiel malen "Fliessbandarbeiter" ohne akademische Ausbildung bis zu tausendmal dasselbe Motiv. Jeder Maler hat eine Farbe und geht damit von Bild zu Bild. Er verdient im Monat vielleicht hundert Euro, pro Kopie manchmal nicht mehr als umgerechnet 30 Cent. Auch für Absolventen von Kunsthochschulen sind solche Malzentren wichtig, sie malen dort aber weniger Bilder und verdienen bis zu tausend Euro im Monat. (Das Ganze noch einmal aus der Sicht eines Künstlers in Dafen bei der Berliner Zeitung. Und viele Fotos aus Dafen in diesem Blog).

Empörung ist hier aus chinesischer Sicht fehl am Platze. Im Gegenteil, der Kopierte sollte stolz sein, als Vorbild zu gelten. Zitat aus diesem Interview: "Den Begriff «geistiges Eigentum» gibt es in der chinesischen Sprache nicht. Der Chinese ist Kollektivist und kann nicht verstehen, dass eine Idee einer privaten Person gehören soll. Wissen ist Kollektivgut und soll dazu dienen, die Gesellschaft insgesamt voranzubringen". Das erinnert mich an den Slogan "Steal with pride", nach dem auch in der hiesigen Wirtschaft gern verfahren wird, wie mir ein Banker berichtete. Ich fand es befremdlich.

Kaum ist dieser Blogpost fertig, finde ich beim Berliner Maler Edward B. Gordon, daß auch er nun schon als Chinakopie angeboten wird - unglaublich, so eine rasante Entwicklung.


Paintings from China for a few Euro - there is a whole industry, e.g. in Dafen village, speed-painting for customers in the whole world.

Donnerstag, 13. November 2008

Geschafft

Zwei Nächte Tüftelei und mein erstes selbstgenähtes Portemonnaie ist fertig. Es ist mir noch zu beulig und hat keine Naht, die nicht mindestens einmal wieder aufgetrennt wurde, aber der erste Alltagstest sieht ganz vielversprechend aus.

Materialien: Wachstuch, beschichteter Stoff (zwei Tischdecken mußten dran glauben, beide von Toile du Soleil), Reißverschluß eines alten Winterstiefels, Druckknopf. Innen gibt es mehrere Fächer für Geldscheine, Karten und Papiere, ein Reisepaß paßt auch hinein. Das Münzfach könnte noch ein bißchen besser einsehbar sein, weitere Tüfteleien stehen also an.

Wegen dieses und anderer Projekte war ich dann zu unserem ersten runden Hochzeitstag ziemlich übernächtigt. Ich hatte eigentlich gedacht, wir würden uns auf den Weg in ein trendiges Mitte-Restaurant machen, aber dann wurde meinem Gatten dies hier empfohlen. (Ja, so habe ich auch geguckt).
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Im Ergebnis haben wir in nächster Nähe zum Grauen Tauentzien/Joachimsthaler Straße in einem völlig authentischen Restaurant mit Gründerzeit-Deko tadellos gut gegessen. Wir hätten genauso in einem Landsitz auf der schottischen Hochebene zu Gast sein können. Der Charme, ja das Kuriose vieler westberliner Institutionen besteht gerade darin, daß sie die letzten fünfzig Jahre noch atmen. Viel spannender als irgendein cooler Hinterhofgeheimtip.




After two sleepless nights of thinking, trying, sewing and resewing I now have a prototype of a wallet with a cash compartement. The third night we went to a restaurant in a very ugly shopping district in the heart of Berlin-West. The restaurant was not the slightest bit "Cool Berlin" but much more authentic.

Mittwoch, 12. November 2008

Immer wieder Karussells

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Acryl auf Karton auf Holz, 30 x 16 cm

Samstag, 8. November 2008

Zum 9. November

"Das Geheimnis der Erlösung ist Erinnerung". Dieses Wort bleibt für mich der einzige Halt an Tagen wie diesen, an denen die Gedanken nicht vor den Schrecknissen der deutschen Geschichte flüchten können.


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Erinnern, erinnern, nicht vergessen. Zum Beispiel die vielen jüdischen Malerinnen, die umgebracht wurden oder flüchten mußten, deren Werke zum großen Teil verschollen sind. Da ist es schon ein Glück, wenn wenigstens noch Fotos vorhanden sind, so wie hier vom Atelier Käthe Loewenthals. Von ihrer Atelierwand habe ich ein Bild abgemalt, gegen das Vergessen, im Gedenken an all die verlorenen Leben und Werke.

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Today 70 years ago the holocaust in Germany started. Against forgetting I painted a lost work of the jewish painter Käthe Loewenthal who died during the holocaust.

Donnerstag, 6. November 2008

Monatsprojekt II








Hier kommen nun Beispiele der Karten, die ich bisher erhalten habe! Endlich darf ich, mit Erlaubnis, auch einmal anderes zeigen und muß nicht in meinem eigenen Saft schmoren. Meine Projektpartnerin, Britta Kathmeyer, ist Profi, und das sieht man, finde ich. Auch wenn es sich hier nur um tägliche Übungen handelt, hat sie doch ihre ganz eigende Handschrift und einen sicheren Stil.




Ihr Konzept für das Projekt: Mit einem weichen Bleistift, einem dicken Pinsel und Wandfarben (Farbreste aus ihrer Wohnung) arbeiten, das Motiv ist frei wählbar. Die Mittel sollen extra gross und grob im Verhältnis zum kleinen Papierformat sein.





Es geht vor allem um den Kontrast stumpf/glänzend, die unterschiedlichen Texturen und Oberflächen.




Das alles läßt sich natürlich im Computer nicht darstellen, noch nicht einmal die Farben sind annähernd wiederzugeben.

Britta hat daher recht, wenn sie der ganzen virtuellen Welt skeptisch gegenüber bleibt. Fühlen, riechen, die Aura eines echten Gegenstandes erleben, das geht nicht über Blog und Email, das geht nur über den Briefträger.

Menschenbilder sprechen mich immer an.






Die letzten Karten, die im Briefkasten lagen, sind solche gezeichneten Pflanzenschatten. Es gefällt mir sehr, daß mit den Farben nun nicht nur ein Stück aus Brittas Wohnung bei mir ist, sondern auch Momentaufnahmen aus ihrer Umgebung den Weg über den Atlantik gefunden haben.


These are examples of the postcard-size daily excersises my friend and project-partner Britta Kathmeyer sent me so far. Her concept: Soft pencil, large brush and leftover wall paint, any motiv. The computer cannot show the beautiful texture and contrasts. Once again real world wins.
























Mittwoch, 5. November 2008

Monatsprojekt I


Der Monat Oktober ist vorbei und damit auch das Oktoberprojekt. Ganz Bilanz ziehen kann ich noch nicht, denn die letzten Arbeiten sind noch nicht versandt. Aber es ist auf jeden Fall eine Entwicklung zu sehen.



Diese kolorierten Zeichnungen aus der ersten Woche sind mir schnell über geworden und ich habe angefangen, zu experimentieren. Mit dem Abdruck einer heißen Espressokanne:




Mit Collage:




Und mit Holzschnitt. (Mein erster Versuch mit Holz. Das Werkzeug war stumpf und der Druck ist verrutscht, aber Holz gefällt mir doch wohl besser als Linol).



Ein bißchen reduzierter:




Dies sind nur ein paar Beispiele aus den ersten 20 Tagen. Alle Versuche haben Postkartengröße und beruhen auf Fotos aus dem Vogelalbum, die Auswahl erfolgte chronologisch.
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During October a friend and I promised each other to create a postcard-size work each day and send it to each other. There had to be a concept. I picked photos from an old album of unknown origin, showing mostly birds, and interpreted them in drawing, collage, woodcut and painting. These are examples of the first 20 days.