Sonntag, 31. August 2008

Nachlesen

Nun habe ich tagelang in van Goghs Briefen herumgelesen, eigentlich um Stellen wieder zu finden, in denen er von seiner Scheu vor Passanten berichtet. Die Mini-Ausgabe der Briefe auf meinem Tisch reicht dafür nicht aus, aber natürlich haben längst hilfreiche Menschen alle Briefe online gestellt, samt Recherchefunktion - so konnte ich eine passende Passage in diesem Brief entdecken. Ja, er mag Zuschauer nicht, er ist sogar richtig wütend auf sie. Aber er sieht auch ein, daß er lernen muß, sich von solchen Störungen nicht ablenken zu lassen.


Van Gogh ist damals 29 Jahre alt und hat vor etwas mehr als einem Jahr beschlossen, Zeichner und Maler zu werden, nachdem er schon alles mögliche erfolglos probiert hat. Er bildet sich selbst aus - und deshalb ist es für Autodidakten faszinierend, seine Briefe zu lesen. Wie er tapfer bei der Sache bleibt, ohne Zuspruch von außen. Seinem Bruder, dem Geldgeber, erstattet er getreu Bericht über seine Arbeit und hält durch alle Tiefen hindurch die Fahne hoch. Er spricht sich immer wieder Mut zu. "In gewissem Sinne bin ich froh, daß ich das Malen nicht gelernt habe. Wahrscheinlich hätte ich dann gelernt, solche Effekte zu übersehen. Jetzt kann ich mir sagen: nein, das ist gerade das, was ich will. Wenn es unmöglich ist, ist es unmöglich, aber ich versuche es trotzdem, auch wenn ich nicht weiß, wie es gemacht werden sollte." (Brief vom 3.9.1882).

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Van Goghs letters are a great source and support for autodidacts. The complete letters can be found online here, including search function.

4 Kommentare:

  1. Es macht mir jedesmal großen Spaß Deine Texte zu lesen. Selbst wenn Sie nicht geschrieben wären, würden mir auch Deine tollen Fotos als Vergnügen reichen. lieber Gruß U.

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  2. Vielen Dank für die Ermunterung, die kann ich gerade gut gebrauchen.

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  3. Es ist wieder alles so anrührend schön. Und hier passt der Hinweis für Dich auch hin: Das Buch heißt: Frauen, die handeln. Galeristinnen im 20.und 21.Jahrhundert.Claudia Herstatt. Hatje Cantz Verlag. 29.80 Euro.

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  4. Ach Danke. Und der Hinweis paßt gut, ich will nämlich meine Kunstbibliothek ordentlich erweitern.

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