Donnerstag, 11. Dezember 2008

Schöne Bescherung

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Von den Nähbegeisterten weiß ich, daß sie jetzt abends vor ihren Maschinen sitzen und mit roten Wangen Weihnachtsgeschenke fertigstellen. Dies scheint mir der richtige Zeitpunkt, über

DAS SCHENKEN VON SELBSTGEMACHTEM

zu schreiben, was ich schon lange mal schreiben wollte.

An die Schenker:
Stundenlang habt ihr Duftkissen genäht, Marmelade gerührt, Plätzchen gebacken, Täschchen bestickt und Schals gestrickt. Ihr habt euch ausgemalt, wie sich die Beschenkten freuen werden. Ihr habt eure Liebe in die Produktion gegeben, seid stolz auf das Ergebnis, euer Herz hüpft ein bißchen vor Freude. Und dann, dann wird eure Arbeit entgegengenommen, es wird vielleicht gedankt aber nicht weiter kommentiert, das Werk verschwindet alsbald in einer Schublade. Ihr seid enttäuscht, etwas verpufft, eine Leere tut sich auf.

An die Beschenkten:
Ihr haßt gefilzte Topflappen, gehäkelte Babyjäckchen (diese Farbe! Unmöglich! Und auch noch aus Acrylgarn...), Schmuck aus Fimo, den beinharten Christstollen der Kollegin, Quittenmarmelade. Und nun müßt ihr auch noch Begeisterung heucheln. Könnt die stolzen Augen der Macherin nicht enttäuschen. Was soll ich bloß damit, denkt ihr. All diese Arbeit, ganz umsonst.

An die Schenker:
Denkt trotz aller Begeisterung vorher zweimal nach, ob ihr den Geschmack des Beschenkten trefft. Kleidung, Einrichtung, Lebensstil - paßt das zum eigenen Werk? Können die Beschenkten es wirklich gebrauchen? Oft vernebelt einem der überschießende kreative Prozeß in dieser Beziehung das Gehirn. (Ich finde das so toll, das muß doch jeder andere auch so toll finden). Wissen die Beschenkten, wieviel Arbeit die Herstellung gemacht hat? Wissen sie die Mühe zu würdigen? Besser sollte man seine Werke nur an diejenigen verschenken, die schon einmal laut und ausdrücklich und glaubwürdig ihr Bewundern geäußert haben, besser noch: "Kann ich dir das Abkaufen?" gefragt haben.

An die Beschenkten:
Egal wie wenig ihr mit dem Geschenk anfangen könnt, denkt an die Liebe, die hineingesteckt wurde. Es ist wirklich so, daß man, wenn man für jemanden etwas herstellt, die ganze Zeit diese Person im Kopf hat! Es ist im Grunde eine über tausende von Strickmaschen, Nadelstichen, Pinselstrichen, Handgriffen dauernde Liebeserklärung. Nehmt das Ding, das ihr in Händen haltet, als Symbol dieser Zuneigung und versucht, dafür zu danken.

Außerdem kann man das Ganze auch mit Humor nehmen, so wie die Mutter dieses von der Urgroßmutter bestrickten Babies.

So, nun kehre ich an die Nähmaschine zurück und arbeite an meinen Gaben. Natürlich in der Hoffnung, keine Fehlgriffe zu tun. Und wenn doch: Ich war jedenfalls mit Begeisterung bei der Sache.


The weeks before christmas are always a busy time for crafters, because they try to make the presents themselves. Giving selfmade gifts is however a tricky thing, because not everyone is fond of such presents. Better think twice if the receiving part will really like and appreciate the work. And for the recipient: Think about all the love that has been put into the present, even if you do not really like what has been given to you.

2 Kommentare:

  1. Vielen Dank für die lustigen Querverweise. Und viel Glück beim Verteilen der Geschenke. Wer wohl zu den Glücklichen gehört? Mir gefällt dieser "blog" sehr. Bitte weiter schreiben und fotografieren. Es lohnt sich! Nur eine Frage: Haben Sie keine Angst vor den Datenjägern im Netz? Ich schon und bleibe daher lieber anonym. "Das nützt gar nichts", hat ein Datenschützer behauptet. Ob der das so genau weiß?
    Radi

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  2. Danke auch fürs Mutmachen! Die Datenjäger sind ohnehin unterwegs, da finde ich es sogar besser, die Flucht nach vorn anzutreten und sein Bild in der Öffentlichkeit selbst zu gestalten.

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